Langfingern die Arbeit erschweren
Achtung vor den Langfingern. Die Zahl der Wohnungseinbrüche im Hochtaunuskreis ist 2015 (neuere Zahlen sind noch nicht ausgewertet) zwar um 23% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. „Aber das sind immer noch 550 Fälle: Eine erschreckende Zahl“, sagt der Steinbacher Hausverwalter Hans-Jürgen Weber. Er rät deshalb den Eigentümergemeinschaften, die er betreut, zum Einbau von Schutztechnik gegen Einbrüche. „Das müssen keineswegs aufwendige Alarmanlagen sein“, betont Weber.
Den Einbrechern Zeit stehlen
Oftmals reicht es schon, den Langfingern ihr Geschäft möglichst schwer zu machen. Zwar lässt sich jeder Einbruchschutz mit dem passenden Werkzeug und der nötigen Zeit durchbrechen. Aber gerade die Zeit ist der kritische Faktor. Die Polizei geht davon aus, dass nahezu alle Einbrecher ihre Versuche aufgeben, wenn sie sich nicht innerhalb von fünf Minuten Zugang zu einem Objekt schaffen können. Schon mit vergleichsweise einfachen Sicherungen lässt sich die „Arbeitszeit“ der Täter erheblich verlängern. „Scheiterten 2003 noch 30 Prozent der Einbrüche an Sicherheitstechnik, waren es 2015 knapp 42 Prozent“, berichtet die Initiative „Nicht bei mir!“, in der sich Polizei und Wirtschaftsverbände für besseren Einbruchschutz einsetzen.
Die erste Stufe im Einbruchschutz, die zudem nichts kostet, ist das richtige Verhalten:
- Auch bei kurzer Abwesenheit Fenster nicht gekippt lassen.
- Nachts Rollläden herunterlassen.
- Haus- und Wohnungstüren immer mit zwei Schlüsselumdrehungen abschließen.
- Keinen Ersatzschlüssel an vermeintlich sicheren Stellen auf dem Grundstück verstecken.
- Garten so gestalten, dass Einbrecher keinen Sichtschutz haben.
Als nächste Stufe kommt der technische Einbruchschutz. Auch er kann vergleichsweise simpel beginnen: mit Lampen, die durch Bewegungsmelder angesteuert werden und das Einbrechergeschäft insbesondere zu dunklen Tages- und Jahreszeiten erschweren. Geht es um die Absicherung im engeren Sinn, sollten Balkon- und Terrassentüren zuerst im Blickpunkt stehen, gefolgt von den Fenstern und an dritter Stelle von den Haustüren. Denn dies ist laut Polizeistatistik die Reihenfolge der Häufigkeit bei den Einstiegspunkten.
Fenster und Fenstertüren sollten die Widerstands- oder RC-Klasse 2 besitzen. RC-2-Fenster bestehen aus Sicherheitsglas und verfügen über einen Bohrschutz am Beschlag, Bolzen mit Pilzkopf, die sich nur schwer aus dem Rahmen hebeln lassen, sowie eine umlaufende Rahmenverstärkung aus Stahl. Zusätzliche Sicherheit verschaffen abschließbare Fenstergriffe, die aber nur zusammen mit einem einbruchhemmenden Beschlag effizient sind. Am leistungsfähigsten sind die Schutzmaßnahmen, wenn sie bei einer umfassenden Renovierung aus einem Guss eingebaut sind. Es gibt aber auch Möglichkeiten zur Nachrüstung, beispielsweise Schutzbeschläge oder Folien, die auf das Fensterglas geklebt werden und ein Einschlagen oder Einwerfen verhindern. An Rollläden sollten Sperren gegen das Hochschieben die Mindestausstattung sein. Wer ein Sicherheits-Extra möchte, setzt auf Rollladen-Lamellen aus Stahl und auf verstärkte seitliche Führungsschienen.
RC-Klassen und DIN-Bestimmungen
Bei Haustüren ist ebenfalls RC 2 angemessen. Für Türschlösser gelten keine RC-Klassen, sondern die DIN 18251, nach der mindestens die Klasse 3 erfüllt sein sollte, bei den Profilzylindern nach der gleichen Norm die Klassen 1 oder 2, auf jeden Fall mit Bohrschutz. Ein Schutzbeschlag, am besten mit zusätzlicher Zylinderabdeckung, und eine Mehrfachverriegelung sorgen dafür, dass auch mit Elektrowerkzeug anrückende Einbrecher nicht weit kommen. Schließbleche sollten aus mindestens drei Millimeter dickem Stahl bestehen und nicht nur im Türrahmen verankert sein, sondern auch im Mauerwerk. Abschließbarer Querriegel innen vor der Tür erhöhen die Sicherheit noch einmal massiv. Wer diese auffälligen Bauteile nicht in der Wohnung möchte, sollte sie zumindest zur Absicherung von Keller- und Nebentüren in Erwägung ziehen.